Musicologica Olomucensia vol. 4, (1998):177-186

VON OLOMOUC NACH LONDON. ZUR INSTRUMENTATION IM WERK VON GOTTFRIED FINGER

Robert Rawson

Gottfried Finger wurde in Olomouc geboren, wahrscheinlich schon im Jahre 1656. Seine Musikkarriere führte ihn nach Italien, Großbritannien, Deutschland, Österreich und wohl auch in einige andere Länder. Er ist im Jahre 1730 in Mannheim gestorben. Gedruckte Ausgaben sowie Handschriften seiner Musik befinden sich in Bibliotheken und Archiven in Durham in Nordengland, in Osek, in Uppsala und an anderen Orten. Man kann sagen, dass, was seine Zeitgenossen betrifft, nur Corellis Werk an so vielen voneinander so entfernten Orten aufbewahrt ist. Er war der erste Komponist, der in England Solosonaten publiziert hat. Kein anderer in dieser Zeit in England tätiger Autor versuchte so farbige und manchmal auch ungewöhnliche Kombinationen von Blasinstrumenten zu komponieren.
Einige von diesen Instrumenten erschienen zum ersten Mal gerade in seinen Kompositionen. Es bleibt fraglich, ob diese Bräuche eher europäisch im weiteren Sinne des Wortes waren und die italienische, französische, englische und deutsche Praxis reflektiert haben, oder ob sie spezifisch österreichisch-tschechische Bräuche widerspiegelt haben.
Die Studie beschäftigt sich mit Fingers Karriere als Komponist und Musiker. Sie behandelt auch den Charakter seiner Instrumentation und deutet an, woher die Instrumentationsbräuche stammen können. Von den in Opus 1 (1688) vereinigten Sonaten an bis zum Congreves Urteil des Paris (1701) ist es offensichtlich, dass Finger in England sehr aktiv war. Seine Anwendung von Generalbass, Trompeten, Oboen, Fagotten und Violen folgt den in England zu Fingers Zeit herrschenden zeitgenössischen englischen, sowie französischen Vorbildern nicht. Besonders Fingers Anwendung der Viole da gamba für das Spiel des basso continuo in der Königlichen Kapelle von Karl II. ist beachtenswert. Die widerspricht einigen Behauptungen, dass die Viola da gamba zusammen mit Geigen in der damaligen Königlichen Kapelle nicht benutzt wurde. Die Analyse von einigen umfangreicheren von Finger und seinen Zeitgenossen komponierten Ensemblestücken zeigt einige neue Weisen der Instrumentation von inneren Stimmen. Musikalische Muster tragen zur Dokumentation von Fingers einzigartigem und durchweg falsch verstandenem Wert bei.

Published: June 11, 1998  Show citation

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Rawson, R. (1998). VON OLOMOUC NACH LONDON. ZUR INSTRUMENTATION IM WERK VON GOTTFRIED FINGER. Musicologica Olomucensia4, Article 177-186. https://doi.org/10.5507/mo.1998.025
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