PT Journal AU Brazdova, L TI Moravian Musical Inventories of the Seventeenth Century SO Musicologica Olomucensia PY 2005 BP 17 EP 26 VL 7 IS 1 AB Die Erkenntnisse, die uns diese Inventare bieten, sind fur die Musikgeschichte Mahrens ausserst wertvoll. Die Inventare belegen, dass Kompositionen im neuen Musikstil bereits kurz nach dem Jahr 1600 ihren Weg zu uns fanden, und zwar als aktuelles zeitgenossisches Repertoire. Dieses wurde in hohem Masse uber Musikdrucke zu uns importiert und so konnten sich unsere Musiker mit dieser neuen Kunstrichtung auf den heimischen Buhnen vertraut machen und mussten dazu nicht ins Ausland reisen. Das in den erhaltenen Inventaren angefuhrte Repertoire bezieht sich zumeist auf die Kirchenmusik. Hier finden sich Messen, Litaneien, Vespern, Antiphonien, Offertorien, Motetten, Kirchenkonzerte, Kirchensonaten und andere mehr. Interessant sind zum Beispiel die Strophenlieder mit instrumentaler Begleitung mit der Bezeichnung Cantilenae, die volkstumliche Elemente im lateinischen figuralen Repertoire darstellten. Bei den Straznicer Piaristen gab es sogar eines in tschechischer Sprache. Ferner sind da noch die Kompositionen des Typs Concertus de …, bei denen es sich ebenfalls Strophenlieder mit instrumentaler Begleitung handelt. Diese wurden nach frei gedichteten poetischen Texten komponiert und konnten in Gottesdiensten an Stelle der entsprechenden Teile des Propriums angesetzt oder bei nicht liturgischen Anlassen genutzt werden. Weltliche Musik ist in den Inventaren erst ab der zweiten Halfte des 17. Jahrhunderts vertreten. In diesen finden wir unter den Bezeichnungen Ballett, Serenade und Arie Tanzmusik.Die erhaltenen Inventare aus dem 17. Jahrhundert belegen, dass in Mahren der Ubergang von der Renaissance zum Barock bereits vor 1620 begann, und dass der neue Stil hauptsachlich uber Drucke italienischer Komponisten zu uns durchdrang. Die einzelnen Zentren lebten nicht isoliert, sonder unterhielten zu einander sowohl offizielle als auch rein personliche kunstlerische und gesellschaftliche Kontakte. Daraus resultierte ein stetiger Austausch musikalischer Werte, wozu auch offentliche Musikvortrage in den Kirchen beitrugen, wo neben den italienischen Komponisten auch Werke heimischer Autoren gespielt wurden. ER