PT Journal AU Bek, M TI DER SOZIALISTISCHE REALISMUS UND DIE TRADITION DER TSCHECHISCHEN NATIONALMUSIK ODER WER GEHT MIT WEM? SO Musicologica Olomucensia PY 2001 BP 39 EP 50 VL 6 IS 1 AB In dem Artikel wird ein Versuch unternommen, die Vorgeschichte des sozialistischen Realismus in der tschechischen Musikkultur zu skizzieren. Obwohl man oft den sozialistischen Realismus als einen Import aus Russland ansieht, man kann in dem Diskurs uber die moderne tschechische Musik seit 1918 mehrere Faden identifizieren, die die spatere Rezeption der sowjetischen Doktrin erleichterten. Kurz nach der Entstehung der selbstandigen Tschechoslowakischen Republik kann man in diesem Diskurs eine Welle des Isolationismus beobachten, in der Smetanas Werke (wie spater um 1950) zu einem Paradigma der tschechischen Musik erhoben wurden und die zeitgenossische deutsche oder franzosische Musik als ein Dekadenzsymptom verurteilt wurde (Josef Bartos). In den 30er Jahren wurde dann die neu formulierte Doktrin des sozialistischen Realismus schrittweise von den linksorientierten tschechischen Komponisten adoptiert (Schulhoff, Haba, Stanislav, Vit Nejedly). Das geschah jedoch noch immer in einer gemilderter Form, weil die neue Asthetik des Massenliedes und der Massenkantate fur ein taktisches Manover gehalten wurde, das letzten Endes eines Tages das breite Publikum zu der Musik der Avantgarde (z. B. zu der Vierteltonmusik von A. Haba) verfuhren sollte. Diese utopische avantgardistische Perspektive wurde erst nach 1948 zugunsten des Ideals der Volkstumlichkeit geopfert. Noch in dem Jahr 1945 wollte die Komponisten, "dass das Volk mit den Komponisten gehe". In dem Jahr 1950 fand jedoch eine Sitzung des Komponistenverbandes statt - unter dem Motto: "Die Komponisten gehen mit dem Volk". ER