RT Journal Article SR Electronic A1 Jiránek, Jaroslav T1 DER BEITRAG VON JAROSLAV VOLEK ZUR MUSIKOLOGIE. ERINNERUNG ZUM 10. JAHRESTAG SEINES TODES JF Musicologica Olomucensia YR 2000 VO 5 IS 1 SP 89 OP 99 UL https://musicologica.upol.cz/artkey/mus-200001-0006.php AB Der musiktheoretische Beitrag von Jaroslav Volek umfasst seine Theorie der musikpsychologischen Bindung, das Theorem einer tektonisch verantwortlichen Bindung, die Auffassung Mediant als der vierten harmonischen Grundfunktion, und nicht zuletzt das Theorem der flexiblen Diatonik. Dies bildet ein untereinander komplexes Gedankensystem, dessen Kern schon in der frühen Arbeit des Autors Neuzeitliche harmonische Systeme (1961) kristallisierte.Zum Ausgangspunkt seines theoretischen Beitrages wurde das, die eigentliche Sphäre der musiktheoretischen Empirie zu überprüfen. Dies sind nicht die naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten (mathematische, akustische, physiologische, usw.), wie man lange Zeit annahm, sondern die eigentliche konkrete Geschichte des musikalisch formgebenden Prozesses (konkretes Musikschaffen und seine Formen), vermittelt durch historisch - gesellschaftliche Bedürfnisse des Menschen. Jene naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten werden dabei auch zur Geltung gebracht, aber nicht unmittelbar, sondern vermittelt durch anthropologische musikpsychologische Bindungen, die die Möglichkeit der allmählichen Kristallisierung von sinnvollen Musikformvorgängen gründen. Die lineare Tonbindung in der Zeit verdeutlichte die Ausdrucksmöglichkeiten des Entstehens der Melodie, sowie die vertikale Tonbindung "in dem Tonraum" die Möglichkeit des Entstehens der Akkordik, die linearvertikale Bindung des zweiten Grades (Bindung der Bindungen) ermöglichte das Entstehen der Harmonie usw. Das Theorem der flexiblen Diatonik führt eine scharfe Grenzlinie zwischen der Zwölftonung des chromatischen Ursprungs und der Zwölftonung, die man mit allmählichen sinnvollen Flexionen von einzelnen Tönen der diatonischen Heptatonik erreichen kann. Von grundsätzlicher Bedeutung ist Voleks musikalisch - semiotische Konzeption, deren Hauptbegriff nicht der Begriff des Zeichens ist, sondern der der Zeichensituation. In der Musik (allerdings wie allgemein in der Kunst) ist für ihn der Pol der Präsentierung des Zeichens (wie es gemacht, durchgeführt wurde) nicht weniger wichtig als der Pol der Repräsentierung des Zeichens (seine Sinnbotschaft, die den Charakter eines offenes Systems hat).