PT - JOURNAL ARTICLE AU - Poledňák, Ivan AU - Vičar, Jan TI - DAS MUSIKLEBEN IN EUROPA 1600-1900 - TSCHECHISCHE LÄNDER. VORSCHLAG EINER NEUEN ERFORSCHUNG DP - 1998 Jun 11 TA - Musicologica Olomucensia PG - 27--32 VI - 4 IP - 1 IS - 27879186 AB - Die Konferenz stellt einen bedeutenden Eintritt der Olomoucer Musikwissenschaft in den Raum der internationalen wissenschaftlichen Zusammenarbeit dar. Das Thema dieses Zusammentreffens ist nicht nur in inhaltlicher (das Problem der musikalischen Migration und ihrer Folgen ist ein bedeutender und integraler Bestandteil der Musikgeschichte überhaupt, speziell dann der neueren europäischen Geschichte), sondern auch in methodologischer Hinsicht bedeutend (es handelt sich um die Suche nach Ähnlichkeiten, sowie Verschiedenheiten, Korrespondenzen und genetischen Verhältnissen, die in den modernen Kunstwissenschaften immer mehr in den Vordergrund treten). Die im Rahmen dieser Konferenz zu untersuchende Problematik stellt aber in der tschechischen Musikwissenschaft kein Novum dar, wie die Ergebnisse der Studien der italienischen Oper in den böhmischen Ländern, der tschechischen musikalischen Emigration, der Koexistenz von tschechischen, deutschen sowie jüdischen Elementen in der Musikkultur der böhmischen Länder und speziell von Prag usw., belegen. Die Konferenz in Olomouc sollte ein neuer Beitrag in diese Schatzkammer von Erkenntnissen und eine neue wissenschaftliche Anregung sowie eine neue Plattform der Präsentierung von Ergebnissen werden. (Ivan Poledňák)Die Konferenz wird in Übereinstimmung mit dem internationalen wissenschaftlichen Projekt Musical Life in Europe, 1600-1900. Circulation, Institutions, Representation, das im Jahre 1992 von den Musikologen Dr. Christian Meyer und Prof. Christoph-Helmut Mahling initiert wurde, organisiert. Nach zwei vorbereitenden Fachsitzungen (Straßburg 1994, Mainz 1996 hat die European Science Foundation das im Jahre 1997 vorgeschlagene Programm als eines der bedeutendsten europäischen Forschungsprojekte im Bereich der Humanwissenschaften für die Jahre 1998-2001 genehmigt. An der zukünftigen Forschung sollen unter der Führung von erfahrenen Musikologen vor allem junge, am Anfang ihrer Tätigkeit stehende Musikwissenschaftler teilnehmen.Olomouc, die Gastgeberstadt dieser ersten spezialisierten internationalen Konferenz, gehört nicht zu den großen Zentren der europäischen Musikkultur, aber auch am Beispiel der hier tätigen Musiker sowie Musikinstitutionen (Jacobus Handl Gallus, Gottfried Finger, Barockorgel von Michael Engler aus dem Jahre 1745, Glasharmonik von František Konrad Bartl, der junge Wolfgang Amadeus Mozart, Stadtoper, Beethovens Missa Solemnis, Gastieren der Wiener Hofoper in den Jahren 1851 und 1853, Antonín Dvořák, Dramaturgie von deutschen sowie tschechischen Verbänden als Olmützer Musikverein und Žerotín, Gustav Mahler usw.) ist die Musikzugehörigkeit der Böhmischen Länder zu dem übrigen Europa gut zu verfolgen.Tschechische Musikwissenschaftler haben schon sehr viel geleistet und manchmal genügt es, die internationale Öffentlichkeit mit den Ergebnissen ihrer Forschung mittels Übersetzungen in fremde Sprachen bekanntzumachen. Gleichzeitig ist es notwendig, einige bisher "weiße Stellen" zu untersuchen du die traditionelle Thematik auf der gegenwärtigen methodologischen Ebene neu zu bearbeiten. Auch die durch die Fachkommissionen des Projektes formulierten Themen sind ausführlicher zu behandeln. Es sind zum Beispiel die Haupttrassen der Bewegung der ausländischen Komponisten sowie Interpreten durch die Böhmischen Länder zu verfolgen, die Aufgabe von hiesigen Musikinstitutionen auszuwerten, die Tätigkeit der Abschreiberwerkstätten und Herausgeberfirmen als Grund für die "Europäisierung" der Musikkultur von Böhmen und Mähren darzustellen, die Verbreitung und Zirkulation von Musikkritikern in Prag am Anfang des 19. Jahrhunderts auszuwerten, die Aktivitäten des Prager Konservatoriums als eines Treffpunkts von verschiedenen musiktheoretischen und ästhetischen Konzeptionen zu beschreiben, den Einfluß von F. J. Fétis auf die Musiktheorie in den Böhmischen Ländern zu verfolgen, die zeitgemäße Rezeption von Mozarts Don Giovanni sowie der Opern von Meyerbeer, Donizetti und Wagner im 19. Jahrhundert zu charakterisieren, und die historisch-soziologische Erforschung des Publikums von Konzert- und Opernaufführungen in den Hauptmusikzentren durchzuführen. Das Projekt stellt einen großen Appell an die tschechische Musikwissenschaft sowie an den erneuerten Olomouc Lehrstuhl für Musikwissenschaft, und es ist notwendig, ihm maximale Aufmerksamkeit zu schenken. (Jan Vičar)