Musicologica Olomucensia vol. 5, (2000):113-122

GESCHICHTE DER TSCHECHISCHEN FOLKMUSIK

Helena Pavličíková

Die "folk music" - Bewegung entstand ursprünglich im angelsächsischen Gebiet. In den sechziger Jahren fand sie weltweit einen lebhaften Widerhall. Während die sechziger Jahren einen großen Folk - Boom in der ganzen Welt mit sich gebracht haben, konnte man in unserem Lande in dieser Zeit nur erste Signale hören. Für die Anfänge, aber auch für die Weiterentwicklung des Folks bei uns sind zwei Bereiche der Inspirationsquellen kennzeichnend. Die erste Quelle ist die Übernahme und die Nachahmung der weltbekannten Werke, (Dylan, Baez, Weawers, Kingston Trio, Peter, Paul a Mary, Donovan, Simon und Garfunkel, Vysockij, Okudschawa usw.) Eine andere Quelle der Schöpfung von Folkmusikers stellt das Anknüpfen an die inländischen Traditionen der Liebe des Volkes zum Gesang dar. Viele Folksänger bezeichnen als ihre Vorgänger Repräsentanten des Theaters "Osvobozené divadlo" [Befreites Theater] und die daran anknüpfende Ära von den sogennten kleinen Theatern. Zu den weiteren formgebenden Faktoren des tschechischen Folks gehörte (und gehört bis heute) die Poesie. Insbesondere die Folkmusik-Schöpfung zeigt ihre sichtbare Verwandtschaft mit der dichterischen Ausdrucksweise und mit deren Wahrnehmung der Realität. Die Repräsentanten unserer ersten Generation der Folkmusiker geben als eine Quelle ihrer Inspiration zum Beispiel die Beat - Poesie oder die Alltagspoesie an.
Zu den ersten Repräsentanten der tschechischen Folkmusik gehören Karel Kryl, Jaroslav Hutka, Vladimír Merta, Vlasta Třešňák, Dagmar Andrtová-Voňková, das Duo Paleček - Janík und das Spirituál kvintet. Im Jahr 1971 wird der tschechische Folk- und Country-Club und um Jahr 1972 die Vereinigung Šafrán gegründet. Sie organisierten gemeinsam Festivals, Wettbewerbe und so weiter. Hier taten sich Slávek Janoušek, Jan Burian, Jiří Dědeček hervor. In den siebziger und achtziger Jahren waren die Massenmedien in der Tschechoslowakei unter kommunistischer Kontrolle. Als Reaktion auf diese Situation hatten die halboffiziellen Folkkonzerte eine übermäßige Bedeutung. Am Ende der siebziger Jahren trat die zweite Generation der Folksänger hervor - z. B. Jaromír Nohavica, Karel Plíhal, Pavel Dobeš, Jan Nedvěd, Stanislav Daněk, Pavel Lohonka, Ivo Jahelka. Jeder von ihnen repräsentiert einen charakteristischen Folksängertyp. Die Folksänger spielten eine große Rolle in der Zeit der samtenen Revolution im Jahre 1989. Später verschwand teilweise in dem sich stabilisierenden demokratischen Milieu das politisch motivierte Interesse für Folk.
Die Folkmusik bei uns entfaltet sich fernerhin als eine Art des (vor allem) spontanen Schaffens von Amateuren, das auf die verschiedenen Seiten des gesellschaftlichen Daseins reagiert, wobei dem Text eine primäre Bedeutung zukommt. Dieser Text, organisch mit dem Musikbestandteil verbunden, hebt den Inhaltswert des Liedes hervor.

Published: June 11, 2000  Show citation

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Pavličíková, H. (2000). GESCHICHTE DER TSCHECHISCHEN FOLKMUSIK. Musicologica Olomucensia5, Article 113-122. https://doi.org/10.5507/mo.2000.008
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