Musicologica Olomucensia vol. 5, (2000):57-87
ELEKTROAKUSTISCHE MUSIK IN DER TSCHECHISCHEN REPUBLIK
Die Studie ist eine verkürzte Version eines Teiles der Dissertationsarbeit der Autorin mit dem Titel Ästhetische Modelle der europäischen elektroakustischen Musik und elektroakustische Musik in der Tschechischen Republik (1998). In dem Einführungsteil beschäftigt sie sich kurz mit der Problematik der Definition und Typologie der elektroakustischen Musik (im weiteren nur EAM). EAM ist als eine Musikart bestimmt, deren Kern diejenige Musik bildet, in der der elektronisch verarbeitete Ton (generiert oder geregelt) einen unteilbaren Bestandteil des sogenannten semantischen Geste der Komposition bildet. Die Autorin erklärt verschiedene typologische Sichtweisen (technologische, ästhetische, axiologische usw.) und den Charakter von verschieden Übergangszonen (Terminologie von J. Volek). Sie macht auf die Notwendigkeit des differenzierten und multikriteriellen Ansatzes aufmerksam. Die Studie konzentriert sich auf die sogenannte künstlerische und autonome Musik (selbstverständlich in einer nicht scharfen Abgrenzung) in der Tschechischen Republik, und zwar vor allem auf Grund der Tatsache, dass der Stoff quantitativ zu umfangreich ist. Ein selbstständiges Kapitel ist der Problematik der tschechischen Quellen und Literatur und den Problemen hinsichtlich der Beschreibung von spezifischen Quellen der AEM gewidmet (Frage des Entstehens der Komposition, ihrer Dauer, usw.).
Als eigenständiger Problemkreis werden hier besondere historische, politische, und kulturelle Bedingungen des Bestehens der EAM in der ehemaligen Tschechoslowakei, später in der Tschechischen Republik, behandelt. Dieses Musikgenre nahm in der Zeit des Sozialismus eine ambivalente axiologische Stellung ein, die aus der Affinität der soziologischen Ideologie zum Modernismus folgte. Einerseits gehörte die Entwicklung von Technologien zu den Prestigebereichen der Demonstration der politischen Macht, andererseits spielte die EAM in der ehemaligen Tschechoslowakei die auch für sie nicht ganz typische Rolle des kulturellen Undergrounds. In die quantitative Entwicklung der Produktion der EAM griff allerdings nicht nur die politische Entwicklung ein (durch die Verdrängung der Unterstützung und Verbreitung der EAM in den 70er und 80er Jahren, durch das Hervorrufen einer besonderen Thematik und Poetik der Kompositionen), sondern auch die Entwicklung der Technologie selbst und der Rücktritt des modernistischen Denkens in der ganzen euroamerikanischen Kultur in den 70er Jahren. Die Anwendung der neuen technologischen Medien erfolgte insbesondere von den 80er Jahren an was den Gehalt betrifft symptomlos und die sich dynamisch entwickelnde Pop-Music gewann ihre Positionen in dem Schaffen, sowie in der Perzeption unter anderem auch dank guter Bedingungen in Studios. Demgegenüber hat sich die Ausstattung der staatlichen Studios nicht weiterentwickelt und diese verloren für Musikstudenten ihre Attraktivität. Die sogenannte ernste elektroakustische Musik wurde nach dem Jahre 1989 zu einer Minoritätsgattung der Musik. Nicht nur die technologische, sondern auch die semantische Orientierung der Musik hat sich geändert.
Im Abschluss der Studie wird ein Gesamtüberblick der Produktion der autonomen künstlerischen elektroakustischen Musik im Umfang von ca. 480 Kompositionen dargestellt. Diese Übersicht ist eine verkürzte Version der Datenbasis der elektroakustischen Musik, die ein Bestandteil der Dissertation ist.
Published: June 11, 2000 Show citation
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